Der Bürgerkrieg in Äthiopien

Äthiopien befindet sich in einem Teufelskreis der Gewalt, die immer weiter eskaliert.

 

Die aktuelle Lage

Äthiopien ist keine geschlossene Nation, sondern besteht aus einigen großen Volksgruppen und vielen unterschiedlichen Stämmen. Sie unterscheiden sich in ihrer Kultur, Religion und Sprache.

  • Nachdem der frühere äthiopische Ministerpräsident Hailemariam Desalegn aus der kleinen Volksgruppe der Tigray aufgrund zunehmender Unruhen 2018 zurückgetreten war, wurde Dr. Abiy Ahmed zum Partei-Vorsitzenden der „Oromo People’s Democratic Organization (OPDO)“ und kurz darauf auch zum Vorsitzenden der Regierungskoalition „Ethiopian People’s Revolutionary Democratic Front (EPRDF)“ sowie zum äthiopischen Ministerpräsidenten gewählt.

  • Ich habe zu dieser Zeit eine enorme Aufbruchsstimmung und Hoffnung vor allem unter Frauen erlebt. Dr. Abiy, wie der Premierminister meist genannt wird, amnestierte alle  politischen Gefangenen, bildete das Kabinett um, besetzte 50% der Ministerposten  mit  Frauen und achtete auf die Vertretung verschiedener Volksgruppen in der Regierung. Die Spannungen zwischen den Volksgruppen wollte er abschwächen, indem er besonders an die Identität als Äthiopierinnen und Äthiopier appellierte. Er öffnete den Regierungspalast für Besucher/innen, auch Frauen unserer Organisation wurden zu einem Treffen eingeladen.

  • Es gelang ihm damit aber nicht, die Unruhen in anderen Landesteilen und die Spannungen mit der abgesetzten Regierung der TPLF (Tigray People’s Liberation Front) zu beenden. Es wurde von mehreren erfolglosen Anschlägen auf den Premierminister berichtet.

  • Corona, Bevölkerungsexplosion und galoppierende Inflation (21% im Jahr 2020 und prognostizierte 25% im Jahr 2021) verschärften die Armut und Unzufriedenheit auch in den südlichen Regionen Oromia, Somali sowie in der westlichen Region Gambela und vertieften schwelende Konflikte.

  • Als die eigentlich für August 2020 angesetzten Bundeswahlen aufgrund von COVID auf  Juni 2021 verschoben wurden, führte die Provinz Tigray im September eigene regionale Wahlen durch, was die Spannungen weiter angeheizt hat.

  • Nach Angaben des UNHCR (UN-Flüchtlingshilfswerk) befinden sich über eine Million Menschen aufgrund des Konflikts auf der Flucht. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen leiden rund 5,5 Mio. Menschen unter extremer Nahrungsmittelknappheit und 350.000 Menschen drohen zu verhungern. Mehr als 100.000 Kinder seien in den kommenden Monaten vom Hungertod bedroht, teilte das UN-Kinderhilfswerk mit.

August 2020

Als die eigentlich für August 2020 angesetzten Bundeswahlen aufgrund von COVID auf Juni 2021 verschoben wurden, führte die Provinz Tigray im September eigene regionale Wahlen durch, was die Spannungen weiter angeheizt hat.

November 2020

Anfang November 2020 ist der Konflikt militärisch eskaliert. Bewaffnete und militärisch ausgebildete TPLF- Einheiten griffen einen Stützpunkt der äthiopischen Streitkräfte in Tigray an. Die äthiopische Regierung begann daraufhin eine Militäraktion gegen die TPLF.​

November 2021

Am 2. November 2021 hat die Regierung den Ausnahmezustand in ganz Äthiopien ausgerufen. Seither gilt ein Versammlungsverbot, die Menschen werden zu besonderem Misstrauen allen Fremden gegenüber aufgerufen. Es wird den Menschen empfohlen, sich selbst zu bewaffnen und zu verteidigen.

  • Der Konflikt breitete sich auf Nachbarregionen Tigrays bis in die Hauptstadt Addis Abeba aus. Es häufen sich Meldungen über Menschenrechtsverletzungen und viele zivile Opfer.

  • Nach Angaben des UNHCR (UN-Flüchtlingshilfswerk) befinden sich über eine Million Menschen aufgrund des Konflikts auf der Flucht. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen leiden rund 5,5 Mio. Menschen unter extremer Nahrungsmittelknappheit und 350.000 Menschen drohen zu verhungern. Mehr als 100.000 Kinder seien in den kommenden Monaten vom Hungertod bedroht, teilte das UN-Kinderhilfswerk mit.

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